LANDKREIS TRAUNSTEIN/Taching. MdL Klaus Steiner sicherte der im Juli gewählten neuen Vorstandschaft bei einer Hofbesichtigung in Taching, als Mitglied im Agrarausschuss des Bayerischen Landtags, auch weiterhin seine volle Unterstützung zu.
Auf Einladung des neuen Bauernobmann, Hans Steiner, war der Traunsteiner Abgeordnete zu einer Besichtigung der Landwirtschaft mit anschießendem Fachgespräch auf dessen Hof gekommen, um mit den Vorstandsmitgliedern über die Probleme und Herausforderungen in der Landwirtschaft zu diskutieren.
Hans Steiner beklagte die öffentliche Wahrnehmung der Landwirtschaft, in der Bauern oftmals pauschal als Umweltzerstörer hingestellt werden. Oft geschehe dies aus völliger Unkenntnis über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft. „Wir sind die einzige Branche, die nicht nur klimaneutral wirtschaftet, sondern sogar klimapositiv, weil wir über die Tierhaltung und den Humusaufbau CO2 sogar binden“, betont der Landwirt. Viele Verbraucher würden zwar die Landwirtschaft an den Pranger stellen, immer mehr Auflagen bei der Tierhaltung fordern, aber beim Einkauf fehle die Bereitschaft, auch einen angemessenen Preis zu bezahlen.
„Wir versorgen unser Land mit Nahrungsmitteln bester Qualität. Die Landwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag für die heimische, aber auch für die europäische und die weltweite Ernährungssicherung. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt uns der Krieg in der Ukraine, der auch extreme Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Kostensteigerungen bei den Produktionsmitteln sowie bei tierhaltenden Betrieben mit Futterzukauf hat.
Gerade auch vor diesem Hintergrund lehnen wir weitere Auflagen und pauschale Verbote, wie ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln ab, macht Steiner deutlich. Der Anbau von Nutzpflanzen ohne Pflanzenschutz funktioniere ich nicht!“, so der Kreisobmann und kritisierte eine fatale Fehleinschätzung in weiten Teilen der Politik und der Gesellschaft.
Barbara Rieder aus Reit im Winkl kritisierte, dass die Bauern oft an zu vielen Fronten kämpfen und zu viele Erwartungen aus der Gesellschaft bedienen müssten. Landwirte sollen möglichst viele Standbeine haben, das könne aber nicht die Alternative zu einem realistischen und fairen Produktpreis sein.
Kreisbäuerin Christine Schuhegger verwies auf die enormen und zunehmenden Belastungen für die Bäuerinnen. Familie, das Management auf dem Hof, die verschiedenen Standbeine wie Urlaub auf dem Bauernhof oder Direktvermarktung, müssten unter einen Hut gebracht werden, gleichzeitig sehen wir uns den Angriffen aus der Gesellschaft ausgesetzt. Dabei sorgen wir für gute und hervorragende Nahrungsmittel, sei es im Biobereich oder im konventionellen Bereich. Vor diesem Hintergrund sei auch diese ideologisch geführte Diskussion, Bio sei gesund, konventionelle Produkte seien negativ, absolut falsch. Die Kreisbäuerin forderte die Alltagskompetenz von jungen Menschen besonders in der Schule zu stärken.
MdL Steiner verwies darauf, dass er im Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags mit dafür gesorgt habe, dass im „Lehrplan Plus“, Fächer- und Jahrgangsübergreifend ein Schwerpunkt gesetzt wurde.
Katja Kittl aus Siegsdorf kritisierte, dass es große Defizite in der schulischen Bildung in Bezug auf Ernährung und Lebensmittelproduktion der Landwirte gibt. Auch die persönliche Haltung mancher Lehrer in Bezug auf Ernährung sowie die Haltung zur Landwirtschaft spiele dabei eine große Rolle und vermittele Kindern oft ein nicht realistisches Bild. Wissen werde oft nicht sachlich und teilweise auch völlig falsch vermittelt. Erschwert werde eine sachliche Diskussion durch die neuen Medien. Die schnelle Verbreitung von falschen Informationen oder Halbwahrheiten zur Landwirtschaft lässt sich nicht mehr einfangen.
Heidi Eckart aus Surberg sieht das Thema Export sehr kritisch, stellte die Frage, wie dies zum Thema Nachhaltigkeit passe und wo die Regionalität ende. Sie forderte ein Eingreifen der Politik.
Klaus Steiner erwiderte, dass die bayerische Landwirtschaft aktuell jährlich veredelte Produkte im Wert von 12 Milliarden Euro ins Ausland exportiere. Den Handel auch mit Nahrungsmittel gebe es schon immer. So, wie wir französischen Wein oder Käse aus Holland importieren, beziehungsweise vom Verbraucher nachgefragt seien, ist es nur recht und billig, wenn die bayerischen Landwirte ihre Produkte ins Ausland verkaufen. Es sei gerade für die bäuerliche Landwirtschaft im Ruperti- und Chiemgau eine große Chance, wenn zum Beispiel über die großen, den Landwirten gehörenden Genossenschaften, wie in Piding oder Käseproduzenten in Waging, Produkte ins Ausland verkauft werden und damit ein höherer Milchpreis und in Folge der Erhalt der kleinen Betriebe ermöglicht werde.
Zusätzlich zu den agrarökologischen Maßnahmen des Freistaates, wie dem Kulturlandschaftsprogramm, in das heuer über 300 Mio. fliesen, mehr als alle anderen Bundesländer zusammen, stütze Bayern diesen Weg und damit die kleinstrukturierte Landwirtschaft.
Franz Mühlberger aus Reit im Winkl, forderte eine realistische Sichtweise auf das Thema Wolf. Das Auftreten von großen Beutegreifern, wie Biber oder Wolf sei mit der Weidehaltung und der Almwirtschaft nicht kompatibel. Daran würden auch Schutzmaßnahmen wie Zäune, Schutzhunde oder Hirten nichts ändern. Steiner pflichtete dem bei und erläuterte, dass er seit Jahren im Landtag für eine Änderung des Schutzstatus des Wolfes kämpfe. Dazu bräuchte es aber eine Mehrheit im Bundesrat und die Bereitschaft der Bundesumweltministerin auf EU-Ebene entsprechende Vorstöße zu unterstützen. Wir haben im Bundesrat dafür nicht annähernd eine Mehrheit. Die 11 grünen Umwelt- und Agrarminister würden das verhindern. „Wir haben schlicht keine Unterstützung“, beklagt Steiner.
Nur die Änderung des Schutzstatus auf europäischer Ebene und eine entsprechende Änderung im Bundesnaturschutzrecht könne das Problem lösen. Abgeordneter Steiner zeigte sich verärgert über die ständigen Scheindebatten, wie er es nannte, in Bezug auf Schutzmaßnahmen. Das Beispiel Schweiz zeige, dass es nicht funktioniert.